Hintergrund und Handwerkszeug

Heldenreise, Rituale, Vier Schilde, Spiegel der Natur, Weltanschauung, Council


Held*innenreise

Die Formate sind nach dem Konzept der Heldenreise von Joseph Campell gestaltet. Herr Campell hat herausgefunden, dass jedes Märchen, jede Sage, jede Geschichte völlig zeit- und kulturunabhängig immer dem selben Schema folgt, dem sogenannten Monomythos.

Eine Held*in zieht los ins Unbekannte, verlässt das vertraute Heim und folgt einem inneren Ruf. Auf dieser Held*innenreise trifft unsere Held*in auf Bedrohungen (Prüfungen) und Helfer, die sie letztendlich zur großen Prüfung (z.B. Kampf mit dem Drachen) führen, wo sie, wenn sie diese meistert, eine Belohnung (z.B. das Elixier des Lebens) erhält. Mit diesem Segen kehrt sie zurück in ihre Gemeinschaft, wo sie als Held*in gefeiert wird.

Dieser Monomythos wird in unserer modernen Form des Übergangsrituals in seinem Ablauf nachgezeichnet und durchlebt. Demnach ist es uns wichtig, dass sich die Teilnehmer*innen gerufen fühlen, sprich sich freiwillig entscheiden, auf so eine Reise zu gehen. In der Solozeit begegnen sie ihren ganz individuellen Themen und Ängsten und gehen sehr unterschiedlich mit diesen um. Die Natur dient hier als Medium, welches klar, ehrlich und ohne Bewertung einen Spiegel vorhält.

Als sogenannte „Belohnung“ stehen hier individuelle Erkenntnisse und Erfahrungen, vielleicht auch Visionen, die als Reifeprozess des Einzelnen, letztendlich auch der Gemeinschaft (Familie, Freunde, Umfeld) dienen.

Rituale

Wenn ich von Ritual rede, klingt das für mache Menschen esoterisch und beängstigend,

deshalb mag ich an dieser Stelle ein paar Worte darüber verlieren.

Neben den Geistes- und Kulturwissenschaften, hat das Ritual und ihre Bedeutung und Wirkweise auch das Interesse der Naturwissenschaften geweckt.

Wir vollziehen tagtäglich eine Menge von unbewussten Ritualen, die bis hin zu lästigen Handlungen und krankhaften Zwängen reichen. Ganz bewusst vollzogene Rituale haben jedoch eine kraftvolle Wirkung. Das Ritual als heiliger Prozess geriet durch die Aufklärung und der protestantischen Reformation in Verruf.

Rituale gibt es jedoch überall, wir nutzen sie zur Organisation unseres Lebens, unserer Kommunikation und unserer Beziehungen. Immer dann, wenn wir einer Handlung besondere Bedeutung verleihen wollen, wenn wir in einer Phase der Orientierungslosigkeit und Krise Halt suchen, wenn wir Unklares fokussieren, verwirrenden Emotionen Sinn und einer Krise Bedeutung geben wollen, greifen wir zurück auf Rituale.

Sie wirken Tag für Tag, unbewusst durchgeführt bleibt ihr tieferer Sinn und Wirkung jedoch verborgen. Die Kraft des Rituals kann durch Bewusstheit und Hingabe genutzt werden.

Bei den Dagara (Stammeskultur aus Westafrika) heißt es, das Ritual sei wie ein auf ein Ziel abgeschossener Pfeil.*

Wir brauchen wirksame und kraftentfaltende Rituale, die eine echte Bewusstseinswandlung ermöglichen und nicht mehr nur reines Zeremoniell sind.

Dabei ist es wichtig, dass das Ritual kraftentfaltend ist und die Leitung eine klare Grenze zwischen heilig und profan zieht. Ebenso muss es einen Sinn machen und die Handlungen für alle Beteiligten nachvollziehbar sein. Dabei ist es mir besonders wichtig, dass so ein gestaltetes Ritual dem Menschen dient und nicht der Mensch dem Ritual. Dies war meinen Lehrern Holger und Gesa Heiten besonders wichtig: „Die Form ist alles, die Form ist nichts, wir bieten einen Rahmen, der mit dem Eigenen gefüllt wird. In unserer Arbeit wollen wir Rituale als Hilfsmittel einsetzen. Sämtliches zeremonielles Brimborium und unnötige esoterische Wichtigtuerei, lehnen wir als nicht zielführend ab.“

In den Worten von unseren Lehrern Steven Foster und Meredith Little aus Amerika ausgedrückt: „Don´t let them give their power away.“ oder “In order to serve the process, go out of its way!”

In Bezug auf die Übergangsrituale, die hier beschrieben und angeboten werden, mag ich zudem eine Erkenntnis des Biologen Rupert Sheldrake teilen.

Er geht davon aus, dass jede Aktivität die im Netzwerk des Universums stattfindet, eine Art Abdruck, Gedächtnis der Natur, morphologisches Feld hinterlässt. Jedesmal, wenn eine Aktivität im Universum einer früheren gleicht, greift die Natur seiner Ansicht nach auf die schon vorhandene Struktur zurück, ob es sich dabei um eine Schneeflocke, ein Kristall, ein Organismus, ein Verhalten, Erkenntnis oder ein Ritual handelt. Diese „morphische Resonanz“ findet auch statt, wenn Menschen in Kontakt mit den Archetypen des kollektiven Unbewussten kommen und sich damit an eine Urform des Wissens anschließen

“dieses Ritual hat deshalb so viel Kraft, weil schon Hunderttausende vor euch hinausgegangen sind.“ (Steven Foster)

Vier Schilde und Spiegel der Natur

Innerhalb der Vorbereitungszeit arbeite ich mit dem naturpsychologischen Entwicklungsmodell der Vier Schilde. Dieses Modell beschreibt die Entwicklung des Menschen zyklisch und orientiert sich hierbei an der Natur und damit an den Himmelsrichtungen, den Jahreszeiten, den menschlichen Lebensphasen und unseren inneren Qualitäten und Seelenbewegungen.

Es unterstützt die Held*innen in ihrer Standortbestimmung und Selbsterkenntnis.

Wenn, wie oben bereits erwähnt, in unserem Körper mehr Informationen abgespeichert sind, als unserem Verstand zugänglich sind, stellt sich die Frage, wie wir an diese Informationen kommen. Manchmal zeigen sich solche Informationen in einem Bauchgefühl oder in intuitiven Handlungen, die der Verstand noch nicht erklären kann.

Um an Antworten zu kommen, die schon längst in uns angelegt sind, kann die Arbeit mit der rituellen Schwelle und dem Spiegel der Natur in Form intuitiver Spaziergänge, sogenannter Schwellengänge, dienlich sein.

Dies ist ein hermeneutisch-diagnostischer Ansatz, der hilft sich selbst besser zu erkennen und sich somit am eigenen Prozess als Mitgestalter*in zu verstehen.

Die Geschichten dieser Spaziergänge werden im Council gehört und die Erfahrungen und Erkenntnisse durch eine besondere Art der Reflexion, dem Spiegeln unterstützt. Diese Spiegelung bewertet ebenfalls nicht, sondern wiederholt die Geschichte und setzt sie in einen größeren Kontext (Monomythos).

Weltanschauung und Council:

Ich arbeite pankulturell, d.h. meine Arbeit ist offen für alle achtsamen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen. Es wird auch nicht versucht, eine Wahrheit „auf zu drücken“, sondern ein Raum geschaffen, in dem die unterschiedlichen Vorstellungen und Ideen der Teilnehmer*innen sein dürfen und sich entfalten können.

Um dies zu gewährleisten, kommunizieren wir im Council. Diese Form der gewaltfreien Kommunikation ist nicht bloß ein Handwerkszeug, sondern vielmehr auch eine innere Haltung, die bereits in vielen Schulen, Firmen und Organisationen angewendet wird.

Diese Haltung lässt sich beschreiben als eine Akzeptanz des So-Seins. Es wird nicht gewertet, beurteilt, analysiert, diskutiert oder beraten. Diese Art der Kommunikation kennt kein Recht-haben oder Besser-wissen-wollen. Es geht auch nicht um Zustimmung, Einigung und Gleichmacherei, sondern um Akzeptanz verschiedener und gleicher Wahrheiten nebeneinander.

Im Council sitzen wir im Kreis und es wird von Herzen gesprochen und von Herzen gehört. Dies macht nicht nur aus sozialem Engagement, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht, Sinn.

Unser Herz besteht zu 60% aus Neuronen und ist damit eher Gehirn als Muskel. Zudem speichert unser Körper das Millionenfache an Informationen ab, als der Verstand bewusst wahrnimmt. Somit ist es nicht nur spannend, zu hören, was das Herz zu sagen hat, sondern unterstützt auch auf dem Weg der Selbstfindung.

Das Council ist wohl die älteste Form der Kommunikation in sozialen Systemen.

Es stammt aus der Zeit der Ur- und Frühgeschichte, wo Menschen noch um das Feuer saßen, um Weisheiten, sowie kulturelles und spirituelles Wissen weiter zu geben. Es kommt aus der Tradition des story tellings und erklärt durch seine tiefe Verwurzelung in der Frühzeit menschlicher Kultur, warum diese Kommunikation allen Kulturen der Welt bis heute vertraut ist.